Frühlingsmüdigkeit aus der Yoga perspektive » Cristina Hagmann I Werkstatt für somatische Stressregulation, Kundalini Yoga, Körperarbeit I Basel
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Frühlingsmüdigkeit aus der Yoga perspektive

Frühlingsmüdigkeit aus der Yoga perspektive

Zur Zeit berichten mir viele meiner Klienten über Antriebslosigkeit, aber auch über ständig kalte Hände und/oder kalte Füße. Trotz wärmerer Kleidung, wie dicke Socken oder Unterhemden, gelingt es ihnen nicht, „warm“ zu werden oder sich warm zu fühlen, da die Kälte ganz tief in ihrem Körper entsteht.
Zudem leiden immer mehr Menschen an chronischer Untertemperatur (Fachausdruck: „Hypothermie“). Bei Werten, die unter der optimalen Temperatur liegen, drosselt der Körper den Sauerstoffverbrauch und verschiedene Stoffwechselvorgänge. Eine schlechtere Versorgung mit Nährstoffen, eine verminderte Entsäuerung und Entgiftung des Körpers sind die Folge; auch Atmung und Herzschlag resp. Puls verlangsamen sich. Das wiederum bedeutet, dass der Körper seine Gesundheit nicht, wie er es selbst gerne möchte und wie es von den Naturgesetzen vorgesehen ist, aufrechterhalten kann. Kurz wir fallen in eine Art Winterschlaf oder besser gesagt „Nahlebenserfahrung“.

Ich persönlich kenne das Problem auch, wenn ich länger als eine Stunde am Computer sitze, verwandle ich mich regelmässig in eine Art „Eis am Stiel“ und tue mich sehr schwer wieder auf zu tauen. Im Folgenden möchte ich ein par Gedanken zur Körpertemperatur mit dir Teilen. Und dir, ein par Tipps geben, was auch dir helfen könnte deinen Stoffwechsel wieder in Schwung zu bringen.

Erstens finde ich den Gedanken aus der Homöopathie, Gleiches mit Gleichem zu heilen sehr interessant. Was in diesem Fall heissen könnte, dass bei Kälteempfindung, Kälte die Lösung wäre.

Womit wir beim kalten Wasser wären.

Viele Kulturen wissen um die gesundheitsfördernde Wirkung von kaltem Wasser. Bei uns sind zum Beispiel das „Wassertreten“ nach Dr. Kneip bzw. die sogenannten „kneipschen Güsse“ für ihre gesundheitsfördernde Wirkung sehr bekannt.
Auch der Yogi kennt die Vorteile von kaltem Wasser auf den Körper.

Tibetische Mönche, entwickelten vor ewig langer Zeit die Tummo Praxis. Durch Meditation und Atemübung haben sie gelernt ihre Körpertemperatur zu regulieren.

„Tummo“ bedeutet „innere Hitze“ oder „inneres Feuer“ und man könnte es weitestgehend vielleicht mit „Metabolismus“ oder „Wärmeentwicklung durch Stoffwechselaktivität“ oder ähnlich erklären. Tummo ist jedoch weitaus mehr als nur Körperwärme oder erhöhte Temperatur aufgrund eines gesteigerten Metabolismus. Das innere Feuer zu entfachen basiert neben den metabolischen auch auf energetischen Aspekten wie „Prana“, „Jing“, „Qi“ oder „Chi“. Tummo wärmt nicht nur den Körper, sondern bringt auch die feinstoffliche Energie in Fluss.

Tummo erlebt im Westen seit einigen Jahren, einen wahren Hipe durch die „Wim-Hof-Methode“.

Wim Hof auch bekannt als „The Iceman“ hat mehrere Weltrekorde. Dazu gehört z. B. ein Marathon am Polarkreis bei -20 °C, den er zudem noch barfuß gelaufen ist. Wim praktiziert seine eigene Form der Tummo-Atmung in Verbindung mit Kältetraining, die nach ihm benannte „Wim-Hof-Methode“. Das gute an Wim ist, dass durch seine Rekorde auch die Wissenschaft auf ihn aufmerksam geworden ist und die Metode dadurch ausfürlich untersucht worden ist. Auf seiner Webseite finden sich viele interessante Studien dazu.

Diese Tummo-Atmung stellt nur den ersten Teil der „Wim-Hof-Methode“ dar. Der zweite Teil ist die die gezielte Kälteanwendung! Das Aushalten von Kälte, ohne dass sie uns den Atem raubt und Stress entsteht, ist hier das Ziel.

Was passiert in unserem Körper, wenn wir uns der Kälte aussetzen?

Jeder von uns kennt den typischen Kälte-Reflex, wenn wir nach der Sauna unter die kalte Dusche gehen oder uns, unser bester Kumpel mit dem Gartenschlauch im Sommer „eiskalt“ erwischt. Normalerweise holen wir sehr tief Luft bis es nicht mehr geht und fangen schnell an zu atmen. Dadurch werden unsere Zellen in kurzer Zeit mit hohen Mengen an Sauerstoff versorgt, was eine Steigerung von Energie nach sich zieht. Zudem trainiert und entlastet man des Herz-Kreislaufsystem, insbesondere die Blutgefäße (speziell die Venen), verringert chronische Entzündungsgeschehen, Mitochondriopathie und hypersensible Immunreaktionen wie allergische und autoimmune Vorgänge. Diesen Effekt können wir für uns nutzen, indem wir uns regelmässig bewusst kalten Temperaturen aussetzen. Sei es unter der täglichen kalten Dusche, das Schwimmen in kalten Gewässern oder einfach im Winter in Unterhose Ski zu fahren (das letzte ist für Fortgeschrittene versteht sich).

 

ISHNAAN – KALTES WASSER FÜR DIE LEBENSGEISTER

Auch im Kundalini Yoga ist die Kältetherapie ein wichtiger Teil der täglichen Praxis.

Ishnaan ist nach Yogi Bhajan, das Ritual, das Yogis praktizieren um den Tag zu beginnen.

Wer morgens müde aus dem Bett steigt, wird die Wirkung von kaltem Wasser direkt spüren. Eine kalte Dusche belebt, erfrischt und weckt und kann so manche Tasse Kaffee ersetzen. Warum? Weil unser Herz-Kreislaufsystem durch das kalte Wasser quasi „erschreckt“ und aktiviert wird. Der Körper versucht die plötzliche Kälte von außen in einer ersten Reaktion dadurch zu bekämpfen, dass er die Blutgefäße weitet und so das wärmere Blut von innen in die Außenbereich der Haut spült. Das belebt und kräftigt die Gefäße, steigert die Durchblutung und aktiviert zudem unser Drüsensystem. Alle Organe werden durch dieses „Umpumpen“ von Blut von Innen nach Außen und zurück durchgespült. Der äußeren Dusche folgt also quasi eine innere. Du kannst stundenlang Yogaübungen machen, aber diesen wohltuenden und verjüngenden Effekt kannst du nur mit kaltem Wasser erreichen. Je kälter das Wasser, desto intensiver die Wirkung. Vorher heiß zu Duschen verhindert den Effekt der Öffnung der Kapillaren. Es darf ruhig etwas auf der Haut „beißen“. Den Erfolg eines Ishnaan-Bades erkennen wir u.a. auch an einer leichten Rötung der Haut.

Hierbei ist jedoch einiges zu beachten. Wir wollen unseren Körper zwar fordern, aber eben nicht überfordern. Zuviel ist oft genauso schädlich. Wir kennen das als eine der Baderegeln, die uns davor warnt z.B. überhitzt im Sommer kopfüber in einen kalten See zu springen. Der zu große Kälteschock kann unser Herzkreislaufsystem überlasten. Beim Ishnaan beginnen wir deshalb langsam und arbeiten uns von den Äusseren Extremitäten langsam zur Zentrum hin.

Wer möchte, kann sich vor der kalten Dusche zunächst trocken abbürsten. Die Borsten der Bürste reiben alte Hautschuppen und andere Anhaftungen ab. Ferner massieren sie Haut und Körper und fördern bereits vorab die Durchblutung. Auch das Lymphsystem wird angeregt.

Anschließend kannst Du dich mit einem natürlichen Öl (z.B. natives Mandelöl oder ähnliches) einreiben. Das Öl zieht Giftstoffe aus der Haut und macht den Schock des eiskalten Wassers erträglicher. Ein Teil des Öls wird dann abgespült, ein anderer Teil zieht in die Haut ein.

 

Und dann direkt unter die kalte Dusche.

Zuerst werden die Beine, dann die Arme, dann die Vorderseite und zum Schluß die Rückseite des Körpers  und der Nacken geduscht. Das sollte mindestens drei Mal wiederholt werden, doch ein Mal ist schon sensationell. Es kann hilfreich sein langsam zu beginnen z.B. mit 30 Sekunden und diese Zeit von Tag zu Tag etwas zu steigern bis auf 3 – 5 Minuten. Nach dem Duschen ist es sinnvoll, sich kräftig mit einem Handtuch abzureiben.

Fortgeschrittene können auch mehrere kalte Duschgänge wiederholen und sich dazwischen immer wieder aufwärmen durch Trockenreiben und Bewegung oder z.B. die Tummo Atmung nach Wim Hof ausführen.

Aber auch hierbei gilt langsam anfangen und den Körper erst nach und nach gewöhnen. Vielleicht beginnst Du am Anfang zunächst nur mit kaltem Abduschen der Arme und Beine, fügst später das Gesicht hinzu und lässt erst nach einer Eingewöhnung von einigen Tagen auch kaltes Wasser über den Rumpf laufen.

Es geht bei den Kälteanwendungen darum, die bisherige Schreck Reaktion des Körpers auf Kältereize (Stress und Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol) zu entkoppeln, mit der Zeit wirst du fest stellen, dass es gar nicht so schlimm ist und das schlimmste nur die Vorstellung ist, aber es eigentlich eine tolle Empfindung ist, wenn man sich darauf ein lassen kann.

Eine kalte Dusche am Morgen belebt aber nicht nur unseren Körper, sondern stärkt auch den Geist. Wer bereits am Morgen die erste Herausforderung schafft und den „inneren Schweinehund“ besiegt, der kann sich gestärkt den Herausforderungen des Tages widmen. Ich selbst merke oft, dass ich mich nach einer kalte Duche am morgen nicht nur körperlich erfrischt, sondern auch geistig fit und emotional zufriedener fühle. Probiere es einfach mal aus…

Wenn Du die Chance hast ein Ishnaan im Freien zu machen, dann tu das. Ein erfrischendes Bad in einem Bach oder See hat schon manche müden Geister erquickt.

Kontraindikation

Nicht empfehlenswert ist die kalte Dusche in der Menstruation oder Schwangerschaft oder bei Fieber, Rheuma oder Herzproblemen. Bei Bluthochdruck soll man zuerst mit lauwarmen Wasser anfangen.

Wenn du es richtig anstellst und dich gut vorbereitest, kann dir diese Form der Kältetherapie helfen dein Immunsystem zu stärken, dein Stress-Level zu reduzieren, dich von Depressionen und Müdigkeit zu befreien, den Körper zu entsäuern und sogar unerwünschte Fettpolster zu verbrennen. Schon nach wenigen Tagen täglichen Praktizierens lassen sich deutliche Verbesserungen feststellen, was innere Ruhe und Ausgeglichenheit, Stressresilienz, Schlaf und Regeneration und die körperliche Leistungsfähigkeit angeht. Auch das Empfinden von Kälte verändert sich, was auf dem „Kältetraining“ beruht.

Wenn Du mehr über das Ishnaan-Ritual erfahren möchtest, empfehle ich die Lektüre des Buches „Ishnaan – Ein kleines Geheimnis zur Veränderung Ihres Lebens“ von Richard Sant Subagh Singh, erschienen im Verlag artis Terra.