Kintsugi – die Kunst die eigene Verletzlichkeit zu umarmen » Cristina Hagmann I Werkstatt für somatische Stressregulation, Kundalini Yoga, Körperarbeit I Basel
Cristina Hagmann, Körperarbeit, Shiatsu, Thai Massage, Cranio Sakral, Bodywork Stress Resilienz, Burn-Out, Trauma Arbeit, Kundalini Yoga, Yin Yoga
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Kintsugi – die Kunst die eigene Verletzlichkeit zu umarmen

Kintsugi vom weisen Umgang mit der Verletzlichkeit

Kintsugi – die Kunst die eigene Verletzlichkeit zu umarmen

Wie viele von uns können sagen, dass wir völlig unbeschadet durchs Leben gegangen sind? 
Kaum jemand…
Wir sind verletzliche und brüchige Wesen und jeder macht harte Zeiten durch. Das Leben hinterlässt Spuren an uns. Durch Krankheiten, Enttäuschungen und Konflikte entstehen Risse. Es ist ziemlich unmöglich, durch das Leben zu gehen – vor allem, wenn man mitten im Leben steht – ohne ein paar Narben eingefangen zu haben. Was wäre, wenn wir die Narben, die das Leben uns zugefügt hat, nicht mehr verstecken müssten? Wenn unsere Verletzlichkeit keine Schwäche mehr darstellt, sondern eine Chance auf Wachstum und ein Zeichen innerer Stärke?

Wir kamen nicht, um ganz zu bleiben. 
Wir kamen, um unsere Blätter zu verlieren, wie die Bäume, die grossen Bäume die gebrochen sind und wieder beginnen aus ihren tiefen Wurzeln herauszuwachsen.
Robert Bly

Ein Trauma kann plötzlich auftreten, rüde und unerwartet, schneidet es oft an unseren Grundfesten. Es erschüttert die grundlegendsten Wahrheiten, Hoffnungen und Träume die wir über unsere Zeit auf dieser Erde geglaubt haben.

Mache traumatischen Erfahrungen werden verdrängt und gären oft Jahrzehnte vor sich hin, bevor sie manchmal in Form von Krankheiten oder Süchten ans Tageslicht kommen. Manche alte Wunde tragen wir seit Generationen mit uns herum. Manche kommen durch Ereignisse wie wir sie im vergangenen Jahr erlebt haben an die Oberfläche. Plötzlich erkennen wir großen Risse in unserer Gesellschaft, die lange Zeit im Verborgenen lagen, gut verdrängt durch Konsum und Ablenkung. Die Krise bringt nur ans Licht was schon lange da war.
Die Wahrheit bleibt, dass wir alle Risse haben. Einige, die winzig sind, einige, die mächtiger sind, einige an Stellen, die wir selbst nicht sehen können, einige, die an der Oberfläche klein erscheinen, aber tief verlaufen, einige, die wir vergessen haben und einige, die uns verzehren können.

Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass wir versuchen, unsere Narben vor anderen zu verstecken – oder sogar vor uns selbst. Wir gehen ganz verschieden damit um, je nach Situation und eigenen Möglichkeiten. Aber jeder dieser Risse ist ein Symbol für unsere gemeinsame Menschlichkeit.

Wie unsere Risse eine Quelle des Wachstums sein können 

In der Psychologie wird das Konzept des posttraumatischen Wachstums (Post Traumatic Growth), das 1996 von den Psychologen Richard Tedeschi und Lawrence Calhoun entwickelt wurde, als die positive Veränderung, das bei Menschen zu beobachten ist, die nach einem Unglück eine psychische Belastung erlitten haben, nachdem sie die Herausforderungen und Probleme, die als Folge des Traumas entstanden sind, verarbeitet haben. Mit anderen Worten, es ist die Transformation, die eine Person durchläuft, indem sie ihren „Rissen“ erlaubt, eine Quelle neuen Wachstums zu sein, was letztendlich ihr Leben und die Art und Weise, wie sie mit sich selbst, anderen und der Welt um sie herum in Beziehung steht, verbessert. Durch diesen Prozess, in dem wir uns unseren Herausforderungen stellen, können wir auf eine Art und Weise verändert werden, die dem ähnelt, wie zerbrochene Gegenstände durch die Kunst des Kintsugi in veredelte Artefakte verwandelt werden.    

Schale mit Gold geflickt

Was ist Kintsugi?

Kintsugi ist eine alte Kunstform aus Japan. Kintsugi oder Kintsukuroi, bedeutet „mit Gold reparieren“. Wenn ein Keramiktopf oder eine Schale zerbrochen ist, setzt der Kunsthandwerker die Stücke mit Gold- oder Silberlack wieder zusammen, um etwas Stärkeres und Schöneres als zuvor zu schaffen. Das Zerbrechen ist nicht etwas, das man verstecken muss. Es bedeutet nicht, dass das Kunstwerk ruiniert oder ohne Wert ist, weil es anders ist als geplant. Kintsukuroi ist eine Lebensweise, die jeden Makel und jede Unvollkommenheit umarmt. Jeder Riss ist Teil der Geschichte des Objekts und es wird kostbar, gerade weil es kaputt war. Anstatt, dass die Narben versteckt werden, betonen sie die Einzigartigkeit.

Wabi Sabi 侘 寂 nicht perfekt aber glücklich.

Kintsugi ist tief mit der japanischen Idee des Wabi-Sabi verbunden.
Wabi bedeutet allein und Sabi ist der Lauf der Zeit. Zusammen lehren sie uns, die guten und schlechten Seiten von uns selbst und die Asymmetrie des Lebens anzunehmen so wie sie sind. Die Philosophie des Wabi Sabi lehrt uns die Schönheit der Dinge mit samt ihren Spuren der Zeit, in ihrer Unbeständigkeit und Unvollständigkeit zu schätzen. Ein Leben in Perfektion und Kontrolle ist nicht realistisch und existiert nicht in der Natur. Kintsugi wird so zur Lebensphilosophie und Metapher, die die Ästhetik der Vergänglichkeit und Unvollkommenheit umarmt.

Kintsugi und Resilienz

Wir Menschen sind manchmal wie zerbrochene Tassen. Auch wenn wir kaputtgehen, können wir wieder Ganz werden. Um nach Lösungen für die Zukunft zu suchen, müssen wir den zuerst lernen, den Schaden zu akzeptieren. Wenn wir beginnen uns um unsere Wunden zu kümmern und mit Mitgefühl in die Tiefe zu blicken, unsere Dunkelheit, unsere Scham und unsere Narben, die Trauer oder Wut, nicht wegzuwünschen beginnen wir uns selbst zu lieben, so wie wir sind. Diese Kunst des Kintsugi lehrt uns, die Vergangenheit und unsere Fehler zu schätzen, nicht zu verachten. Wir können negative Erfahrungen als schreckliche Momente in unserem Leben sehen, oder wir können sie als eine wesentliche Wachstumsphase sehen, die uns wachsen und bewusster werden lässt. 

Oder mit den Worten von Rumi:

„Die Wunde ist der Ort, an dem das Licht in dich eintritt“

Manchmal, wenn alles, was wir im Laufe der Jahre geschätzt, aufgebaut und gepflegt haben, in Scherben fällt, sind wir besser in der Lage, neue Möglichkeiten zu sehen. Chancen die sich nie ergeben hätten, wenn das Leben nicht in Fetzen gerissen worden wäre. Oder wenn wir im Angesicht gebrochener Versprechen und zerbrochener Träume stehen und Auge in Auge mit unseren hartnäckigsten Ängsten stehen, entdecken wir manchmal, dass wir stärker waren, als wir es uns vorgestellt haben: dass wir mehr aushalten können und dass es keinen Grund zur Angst gibt. Manchmal bringt uns ein Trauma näher zu Gott oder zu unserer Lebensaufgabe oder lässt uns wertschätzender zurück, als wir es vorher waren.

„Selig sind die, die einen Sprung in der Schüssel haben, denn sie lassen das Licht durchscheinen“ Michel Audiard

Die Tatsache, dass manche Menschen unter Belastungen wachsen, ist kein Grund zur Selbstgeißelung inmitten von Schmerz. Es untergräbt nicht die Schwierigkeiten eines harten Lebens oder bedeutet, dass wir einfach „darüber hinwegkommen“ würden, wenn wir nur glückliche Gedanken denken würden. Dass Menschen resilient sind, ist weder eine Ermahnung noch ein Heilmittel, das das Leid wegnimmt. Es ist ein Zeichen der Hoffnung. Menschen können im Angesicht des Schrecklichen wachsen. Es ist ein Beweis dafür, was möglich sein könnte, ungeachtet des Verlustes, ungeachtet des Schmerzes. Indem wir Verantwortung für unsere Heilung übernehmen, schaffen wir Raum damit wir uns gemeinsam über unser Leid erheben und daran arbeiten können, eine bessere Welt für uns alle zu schaffen.

Scherben bringen GlückVom weisen Umgang mit unserer Zerbrechlichkeit. 

Manchmal braucht es Widrigkeiten, um uns aus unserer Komfortzone herauszulocken, uns dazu zu bringen, unsere Ansichten und Entscheidungen zu überdenken, uns zum Handeln zu bewegen und uns zur Veränderung zu bewegen. Wenn wir uns bewusster werden, dass manchmal sogar im Zerbrechen, ein wichtiger Teil des Seelenwachstums liegt, können wir Schönheit in der Heilung finden. Genau wie der geschickte Kintsugi-Künstler wählen wir Werkzeuge zum Flicken aus und beherrschen sie.

Körperarbeit ist wie Kintsugi. Wenn wir lernen, dass unsere Wunden schließlich zu Narben werden, die uns stärken, anstatt uns zu hindern und der Weg da ist, wo die grösste Angst ist, erkennen wir das hinter unseren Schwächen unsere Stärken liegen. In der somatischen Körperarbeit geht es um mehr als nur um die Arbeit mit Muskeln, Haut und Gewebe. Es geht um Beziehung, Verbindung und um in Gemeinschaft, mit einem anderen Menschen präsent zu sein. Es geht darum, den heiligen Raum für einen anderen zu halten. Berührung ist eine Sprache, die dem Klienten hilft, Zugang zu seinem eigenen Wissen und seiner Wahrheit zu finden. Zu lernen sich in sich zu Hause und Ganz zu fühlen. Wenn wir die Haut einer Person berühren, sind wir in Wirklichkeit in Kontakt mit deren Geschichte, deren Nervensystem und deren Gehirn. Es ist diese erste Ebene der Arbeit, die dann die Arbeit mit den Muskeln und der Anatomie ermöglicht, um das Loslassen des Gewebes und des myofaszialen Systems zu erleichtern.

Es gibt ein Gebrochen-Sein, aus dem das Ungebrochene entsteigt. Zerstörung, aus der das Unzerstörbare geboren wird.
Es gibt eine Trauer, jenseits des Kummers die zur Freude führt, und Zartheit aus deren Tiefe Kraft aufsteigt.
Es gibt einen Raum zu gross für Worte, den wir bei jedem Verlust durchschreiten und aus dessen Finsternis wir zum Selbst Auferstehen.
Es gibt einen Schrei, lauter als alle Töne, dessen scharfe Kanten unser Herz verwundet während wir aufbrechen und uns öffnen zudem inneren Ort der Unverwundbar und ganz ist, wenn wir lernen zu singen.
Rashani,1991

Wer sich selbst als unvollkommenen und fragmentarischen Menschen annehmen lernt, spürt zudem, dass er bedürftig und auf andere angewiesen ist. Er lernt dabei auch andere anzunehmen, die ebenfalls nicht vollkommen sind.
Es liegt an jedem von uns, herauszufinden, welcher Ansatz für unsere eigene Heilung am effektivsten ist. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass der Heilungsprozess je nach Größe und Umfang der Risse viel Zeit und Konzentration erfordern kann. Die gute Nachricht ist, dass wir nicht allein da durch müssen. Manchmal begegnen wir jemandem, der uns hilft die Teile unseres Lebens zusammen zu flicken. Das daraus entstehende Neue ist oft mehr als die Summe von Bruchstücken.

Für mich sind Körperarbeit, Breathwork, Yoga, Meditation und Selbstfürsorge meine wichtigsten Werkzeuge. Mit einem ACE Score (Adverse Childhood Experiences) von 8, Burnout 2004 nach dem Tod meines Partners weiss ich wovon ich spreche. Ich wäre heute nicht da wo ich stehe ohne all diese Erfahrungen.

Kintsugi ist eine Einladung, dass auch Du Deine Wunden heilen kannst. 

In meiner Werkstatt für somatische Stressregulation in Basel, arbeite als Yogalehrerin, Körpertherapeutin. Ich bin keine Trauma-Therapeutin, aber meine Praxis als somatisch basierte Körperarbeiterin ist traumainformiert und unterstützt Klienten auf heilende Weise, die Gesprächstherapie allein nicht immer erfüllt.    

Kontaktiere mich für ein kostenloses, unverbindliches Kennenlerngespräch unter +41 (0)76 416 65 18 oder über mein Kontaktformular.

Ich freue mich auf Dich.

Herzlich Cristina

Die schwierigste Zeit in unserem Leben ist die beste Gelegenheit,
innere Stärke zu entwickeln.
Dalai Lama